USA

Nach Protesten von Anti-Abtreibungsgruppe: Universität cancelt Kunstveranstaltung

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Kunstinstallation auf dem Campus der Universität von Houston
Universität von Houston

Die für den 28. Februar geplante Feier zur Eröffnung einer Skulpturenausstellung an der Universität von Houston wurde abgesagt. Die pakistanisch-amerikanischen Künstlerin Shahzia Sikander stellt auf dem dortigen Campus eine Frauenfigur aus.

18 Fuß (knapp 5,5 Meter) ist die Figur des Anstoßes hoch. Eine goldene Frauenfigur, schwebend in einer Art durchsichtigem Reifrock aus goldenen Stäben mit geschwungenen Mosaiken in Form arabischer Schriftzeichen. Der Kopf ist hoch erhoben und geziert von hornartig geflochtenen seitlichen Zöpfen, die an Widderhörner erinnern. Auf der Brust trägt sie einen Spitzenkragen. Dieser erinnert an die Kragen, welche die 2020 verstorbene Verfassungsrichterin Ruth Bader Ginsburg trug, die sich für Frauen- und reproduktive Rechte eingesetzt hatte. Arme und Beine laufen in wurzelartige Flechten aus. Hier kann man die Figur sehen, die seit dem 28. Februar bis zum 31. Oktober auf dem Campus der Universität von Houston ausgestellt wird.

Sie ist das Werk der pakistanisch-amerikanischen Künstlerin Shahzia Sikander. Ihre Figur soll sich mit Ideen kultureller Vernetzung und weiblicher Repräsentation auseinandersetzen. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die bisherige geringere Repräsentation von women of color gelegt. Die wurzelartigen Fortsätze sollen aufzeigen, dass die Figur ihre Wurzeln überall schlagen kann, da sie diese überallhin mitnehmen kann. Die hornartigen Zöpfe sollen die Vereinigung verschiedener Stränge darstellen: Widderhörner haben im Judentum, Christentum und Islam sowie im zentral- und südasiatischen Glauben eine Bedeutung und werden oft mit Macht und Tapferkeit in Verbindung gebracht. Benannt ist die Figur mit dem Namen "Witness" (Zeugin oder Zeuge) und begleitet wird sie von einer Videoinstallation.

Für den 28. Februar hatte die Universität von Houston eine feierliche Eröffnung der Ausstellung mit Redebeiträgen der Künstlerin Sikander geplant. Doch besagte, teils zu hornartigen Gebilden gedrehten Haare der kämpferisch präsentierten Frauenfigur muteten für einige konservativ-religiöse Personen satanisch an. Aussagen der Künstlerin, die aktuell reproduktive Rechte in Gefahr sieht und ihren Kampf zu ihrem Erhalt als notwendig einstuft, erzürnten eine Anti-Abtreibungsgruppe dann weiter. Ihre Protestankündigungen, zum Beispiel in Form von Massengebeten vor Ort, führten am Tag vorher zur Absage der Eröffnungsfeierlichkeiten. Ob ein Ersatztermin möglich sein wird, ist noch nicht bekannt.

Die Figur und ihre Anlehnung an andere Werke von Shahzia Sikander hatten bereits im Vorfeld für Kontroversen gesorgt. Die Gruppe Texas Right to Life lehnt die Ehrung von Schwangerschaftsabbrüchen sowie der verstorbenen Verfassungsrichterin Ruth Bader Ginsburg ab.

Dass die Gruppe mit ihrer Drohung die Absage des Events erreichen konnte und der Künstlerin somit die Chance auf Ansprache nahm, sieht Sikander als Schande an. Ihrer Ansicht nach solle es bei Kunst um Diskurs, nicht um Zensur gehen.

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