Missbrauchsopfer im Bistum Trier: "Uns fällt ein Stein vom Herzen"

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Der Dom von Trier von Norden aus gesehen. An der nordöstlichen Ecke des Kirchengebäudes befindet sich der Bischof-Stein-Platz, der jetzt umbenannt werden soll.
Der Trierer Dom

Bernhard Stein, ehemaliger Bischof von Trier, hat laut der dortigen Universität Missbrauch vertuscht. Bistum und Stadt distanzieren sich nun von ihm. Die Betroffenenorganisation MissBiT e.V. – Missbrauchsopfer & Betroffene im Bistum Trier begrüßt dieses Vorgehen, erinnert aber auch an den langen Weg, bis man ihren Forderungen Beachtung schenkte.

In Trier werden symbolische Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche gezogen: In der vergangenen Woche wurde die "Bischof-Stein-Stiftung" in "Stiftung GLAUBEN LEBEN im Bistum Trier" umbenannt, das geht aus einer Meldung des Bistums hervor. Das Stiftungskuratorium sei zu dem Ergebnis gekommen, "dass Bischof Stein nicht länger Namensgeber für eine Stiftung sein kann, die sich der Glaubensweitergabe und der Unterstützung von Bildungsangeboten vor allem für Kinder und junge Menschen verschrieben hat".

Bereits in der Woche vor Weihnachten hatte der Trierer Stadtvorstand vorgeschlagen, dem "Bischof-Stein-Platz" einen neuen Namen zu geben. Zudem könnte der verstorbene Geistliche die Ehrenbürgerwürde verlieren, die ihm 1975 verliehen worden war. Beides sind Forderungen der Initiative MissBiT.

Hintergrund ist ein Mitte Dezember vorgestellter Zwischenbericht einer Studie der Universität Trier, der von 305 Betroffenen und 81 Tätern in der Ära Stein ausgeht, die von 1967 bis 1981 dauerte. Bei elf Priestern, denen sexuelle Gewalt vorgeworfen wird, wusste Bernhard Stein nachweislich Bescheid; lediglich zwei davon entfernte er aus dem Priesteramt, berichtete der SR.

"So sehr MissBiT mit diesen Entscheidungen einverstanden ist, sollte der lange Kampf darum nicht unerwähnt bleiben", kommentierte die Betroffenenorganisation die jüngsten Entwicklungen in einer Pressemitteilung. Bereits 2019 habe MissBiT durch Zeugenaussagen und die Recherchearbeit von Thomas Schnitzler, der der Initiative angehört, "Stein als Vertuscherbischof entlarvt". Dem amtierenden Bischof von Trier Stephan Ackermann, der zudem zwölf Jahre lang Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz war, werfen die über MissBiT organisierten Missbrauchsopfer eine Hinhaltetaktik vor. Die enorm hohe Täterzahl in der "Stein-Zeit" habe selbst sie überrascht. Und noch immer meldeten sich fast wöchentlich Betroffene.

Von einem "schmerzhaften Sieg" ist im Pressetext die Rede: "Der Erfolg von MissBiT e.V. ist getrübt, da Mitglieder unseres Vereins gelitten haben. Mehrfach, durch den Missbrauch selbst, durch die verharmlosenden Reaktionen ihres
Umfeldes (...). Jahrelang im Schweigen gefangen, später die Taten in Abrede gestellt; und das immer im Bewusstsein, dass die kriminellen Täter geschützt, versetzt und den Strafverfolgungsbehörden entzogen wurden. (...) Einige von uns sind dadurch bis heute schwer traumatisiert, in ambulanter oder stationärer
Behandlung. Alle Bischöfe – auch polizeiliche Ermittler, Staatsanwälte und Richter – tragen dafür Verantwortung, dass Leben zerstört wurden, Familien zerbrochen sind und nicht wenige Missbrauchsopfer sich entschieden haben, nicht mehr in dieser Welt sein zu wollen."

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