Skeptiker 1/2024 erschienen

Wünsch dir was: Manifestation und das "Gesetz der Anziehung"

Allein mit unserer Vorstellungskraft können wir Wünsche in Wirklichkeit verwandeln, heißt es. Manche Influencer behaupten in Büchern und Videos, dass sich unsere Gedanken in der Realität "manifestieren". Viele berufen sich dabei auf das angebliche "Gesetz der Anziehung".

Demnach senden die Gedanken und Emotionen einer Person unsichtbare Schwingungen oder Frequenzen an eine höhere Kraft, etwa an das Universum. Dieses schickt die entsprechenden materiell gewordenen Erfahrungen an die Person zurück. Der Glaube an Manifestation ist weit verbreitet, die Videos werden millionenfach angeklickt und Bücher wie "The Secret" schaffen es sogar auf die Spiegel-Bestsellerliste.

Dagegen sieht es bei den wissenschaftlichen Grundlagen der Manifestierung eher mau aus. Zwar attestieren viele Anbieter und Influencer der Methode eine wissenschaftliche Grundlage, versprechen jedoch unplausible und unrealistische Resultate und bleiben jeden Beleg schuldig, dass das Manifestieren wirklich Wünsche erfüllt. Ein klarer Fall von Pseudowissenschaft also, schreibt der Psychologe PD Dr. Timur Sevincer in der aktuellen Skeptiker-Ausgabe.

Wie Sevincer weiter ausführt, hat sich auch die Forschung mit dem Thema befasst. So nennt er eine Studie, nach der Manifestations-Gläubige sich selbst erfolgreicher einschätzten, höhere Erfolgsansprüche hatten und überzeugter davon waren, schnell unrealistisch großen Erfolg zu erreichen. Die Realität sah freilich anders aus: Wer an Manifestation glaubte, neigte eher zu riskanten Investitionen und hatte, statistisch gesehen, mehr Pleiten hinter sich als andere.

Auch eine verwandte Vorgehensweise, die Anwendung von positiven Zukunftsfantasien, hat ihre Tücken. Diese imaginierten Bilder und Vorstellungen von einer idealisierten Zukunft ähneln in vieler Hinsicht den pseudowissenschaftlichen Manifestations-Techniken: So stellt man sich etwa intensiv den ersehnten Traumjob oder eine romantische Partnerschaft vor. Im Versuch zeigte sich jedoch Überraschendes, wie Sevincer ausführt: Probanden mit positiven Fantasien strengten sich weniger an und hatten letztlich auch geringeren Erfolg als andere. Indem sie sich vorstellten, das Ziel sei bereits erreicht, standen sie Hindernissen und Schwierigkeiten auf dem Weg unvorbereitet gegenüber. Zielführender ist es offenbar, sich weniger das Ziel, als vielmehr den Weg dorthin vorzustellen. So können Studierende in der Prüfungsvorbereitung imaginieren, wie sie den Stoff durchgehen und bei Verständnisproblemen Hilfe suchen.

Im zweiten ausführlichen Beitrag geht es um einen prominenten Fall von "Nobelpreisträger-Krankheit". So nennt man den Hang zu massiv irregeleiteten Annahmen und Hypothesen, der bei einigen – auf anderen Feldern genialen – Wissenschaftlern auftritt. Der Biochemiker Kary Mullis (1944 – 2019), bekannt durch die Entwicklung des PCR-Verfahrens, war ein herausragendes Beispiel für dieses Phänomen. Wie der Autor Yannick Borkens in seinem Artikel zeigt, revolutionierte Mullis zwar die Molekularbiologie, machte jedoch andererseits mit steilen Thesen Schlagzeilen. Er bestritt wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse wie die Entstehung von AIDS durch HI-Viren und den menschengemachten Klimawandel.

Weitere Artikel im aktuellen Skeptiker widmen sich einem breiten Spektrum an Themen. Darunter das achtjährige Jubiläum des Informationsnetzwerks Homöopathie (INH), das von einem "Geschenk" des Bundesgesundheitsministers begleitet wurde: Einer zeitgleich begonnenen Gesetzesinitiative zum Ende der Erstattung von Homöopathie durch die gesetzlichen Krankenkassen. Zudem berichtet Dr. Martin Mahner, Leiter des Zentrums für Wissenschaft und kritisches Denken, in Text und vielen Fotos von der Untersuchung eines esoterischen "Qi-Home"-Gerätes, das angeblich der "Raumnaturalisierung" dient. Und Axel Ebert stellt die skeptische Vordenkerin Grete de Francesco vor, zu deren 130. Geburtstag im November 2023 eine facettenreiche Veranstaltung stattfand.

Fürs Magazin sprach Skeptiker-Chefreporter Bernd Harder mit Kreativen, die sich auf jeweils eigene Weise dem Thema Verschwörungstheorien widmen: den Machern eines Theaterstücks und dem Mitverantwortlichen für eine Filmdoku, die bei einem Schulprojekt entstand. Zudem unterhielt er sich mit Buchautor Christian Schiffer über die Renaissance des Ufo-Hypes.

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