Afrikanischer Kardinal: Segen für gleichgeschlechtliche Paare ist "kulturelle Kolonialisierung"

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Ein Regenbogen über dem Vatikan
Ein Regenbogen über dem Vatikan

Als die Glaubensbehörde des Vatikans im Dezember letzten Jahres die Segnung homosexueller Paare erlaubte, wurde die Kritik laut, dass die katholische Kirche dennoch an der Diskriminierung von schwulen und lesbischen Gläubigen festhält, indem sie ihr Sexverbot für diese Gruppen aufrechterhält. Bei anderen stößt selbst diese zaghafte Liberalisierung auf ein vehementes Nein.

Gegner der Entscheidung ist etwa der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo Besungo, Erzbischof von Kinshasa und Oberhaupt des gesamtafrikanischen Bischofsrats SECAM. "Der afrikanische Kontinent erlebte das als eine kulturelle Kolonialisierung des Westens", sagte er nun in einem Interview mit dem französischsprachigen katholischen Fernsehsender KTO.

Weiter erklärte er, dass die afrikanischen Bischöfe die Segnung von homosexuellen Vereinigungen oder Paaren gleichen Geschlechts nicht für angemessen hielten. "In unserem Kontext würde dies Verwirrung stiften und im direkten Gegensatz zu den kulturellen Normen afrikanischer Gesellschaften stehen."

Als Chef der SECAM hatte Ambongo bereits im Januar das Ergebnis einer Umfrage bei den Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar vorgestellt. Demnach äußerte sich die Mehrheit der afrikanischen Bischöfe ablehnend gegenüber der Segnung, sie betonten aber gleichzeitig ihre Einheit mit dem Papst. 

Bei einer Rede in der kongolesischen Stadt Kinshasa hatte Ambongo im selben Monat dem "Westen" pauschal Kinderfeindlichkeit und eine Ablehnung der Familie unterstellt. Um das System Familie zu zerstören, wolle der Westen die Homosexualität in Afrika verbreiten. Diese sei bisher dort kaum aufgetreten.

Tatsächlich ist das gesetzliche Verbot von Homosexualität in vielen Staaten des Kontinents ein Relikt der europäischen Kolonialherrschaft. Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch herrschen in 69 Ländern weltweit staatliche Verbote von Homosexualität, 33 davon sind afrikanische Länder. In einigen dieser Länder wurden die Gesetze kürzlich sogar noch verschärft. So droht in Uganda seit 2023 die Todesstrafe für "schwere Homosexualität".

Und in Ghana beschloss das Parlament im Februar ein Gesetz mit drastischen Strafen für LGBTI-Personen – die ghanaische Bischofskonferenz hatte den Gesetzentwurf ausdrücklich unterstützt.

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