Bayern

Totensonntag: Wider das Tanzverbot an "Stillen Tagen"

Trotz Musik- und Tanzverbots in Bayern feiert der Bund für Geistesfreiheit München (bfg München) am kommenden Totensonnstag fünf Partys gegen Tanzverbote und Stille Tage. Auch die Partei der Humanisten (PdH) und der Bund für Geistesfreiheit (bfg) Nürnberg in Bamberg rufen zu einer Demonstration gegen religiöse Bevormundung in Form von gesetzlichen Tanz- und Feierverboten an bestimmten christlichen Feiertagen auf.

Trotz Musik- und Tanzverbots in Bayern hat der Bund für Geistesfreiheit München (bfg München) an den sogenannten "Stillen Tagen" im November 2023 bisher neun Partys in verschiedenen Münchner Clubs gefeiert. Am kommenden Totensonnstag, 26. November, wird es beginnend am Samstag Abend fünf weitere Veranstaltungen geben:

  • 25.11., 23-05 Uhr – "Bassphemie gegen Tanzverbot" – Dub mit DJs (Sunny Red im Feierwerk)
  • 25.11., 21-03 Uhr – "Gegen Tanzverbot und Stille Tage!" – Konzert Cem Yildaz und DJ Superfly (Import Export)
  • 25.11., 23-08 Uhr – "More Rave And Romance – Less Tanzverbot" – Elektronisches mit DJs Busy Bandulu Sound, Schlachthofbronx, Kikelomo, Medea Mad (Rote Sonne)
  • 25.11., 20-04 Uhr – "Lague Moin – Gegen Tanzverbot und Stille Tage!" mit DJs und Live Performance (Unter Deck)
  • 25.11., 20-05 Uhr – "Kiss the 90s - Heidenspaß-Party gegen Tanzverbote" (Freiheitshalle)

Hintergrund ist das Bayerische Feiertagsgesetz, das bestimmte Tage – hauptsächlich sind dies christliche Feiertage – zu sogenannten "stillen Tagen" deklariert, an denen öffentliche Tanz- und Unterhaltungsveranstaltungen verboten sind. Laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2016 ist die strikte Anwendung dieses Gesetzes jedoch nicht mit der Weltanschauungsfreiheit und der Versammlungsfreiheit vereinbar. Ausnahmen müssen möglich sein, wenn Feste und Feiern "Ausdruck einer klaren weltanschaulichen Abgrenzung gegenüber dem Christentum" sind.

Damit folgte es einer Verfassungsbeschwerde des bfg München, der sich nach dem Verbot seiner "Heidenspaß- statt Höllenqual-Party" an Karfreitag 2007 durch alle Instanzen geklagt hatte. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts tritt ein für die strikte Trennung von Kirche und Staat sowie für Bürgerrechte und Demokratie. Die Organisation versteht sich als Weltanschauungsgemeinschaft und orientiert sich an der Charta der Menschenrechte und den Grundsätzen der Aufklärung.
 
In Bamberg protestiert man auf andere Weise gegen die staatlich verordnete Zwangs-Stille am christlichen Totensonntag: Die Partei der Humanisten (PdH)  ruft dort zu einer Demonstration auf. Sie findet statt am 26. November von 14 bis 15:30 Uhr. Startpunkt ist der Bahnhof in Bamberg, enden wird der Demonstrationszug an der Kettenbrücke. Dort sind, wie auch schon während des Zugs selbst, Redebeiträge geplant. Neben der PdH als Organisatorin nimmt auch der Bund für Geistesfreiheit (bfg) Nürnberg teil und es werden weitere Teilnehmer aus dem humanistischen und säkularen Umfeld erwartet.

Das Landratsamt Bamberg hatte kürzlich in einer Pressemitteilung explizit auf das Tanz- und Vergnügungsverbot am Totensonntag sowie seine strikte Durchsetzung hingewiesen. Die PdH ist der Auffassung, dass diese religiös motivierte Einschränkung der individuellen Selbstbestimmung nicht zeitgemäß ist. In einem weltanschaulich neutralen Staat müsse Religion Privatsache bleiben, so die PdH in einer Presseerklärung, und dürfe nicht die Freiheit aller Bürger beschränken. Vor zwei Jahren hatten FDP und Grüne zuletzt im Bayerischen Landtag erfolglos versucht, das Gesetz zu lockern. Sie waren dabei am breiten Widerstand von CSU, Freien Wählern, SPD und AfD gescheitert.

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