Der russische Sender RT nutzt unter anderem Spiegelseiten, um EU-Sanktionen zu umgehen und weiter Falschmeldungen zu streuen. Nach Recherchen von Correctiv ist es den zuständigen Stellen in Deutschland bis heute nicht gelungen, sie abzuschalten. Wie sinnvoll sind technische Sperrungen, um Desinformation in den Griff zu bekommen?
Nach Nazis, Sünden und "bösen Mächten" wurde von russischer Seite in der Ukraine ein weiterer Kriegsgrund gefunden: Satanismus. Was nach verzweifeltem wirren Gefasel klingt, verfolgt eine Strategie: Damit sollen religionsübergreifend Soldaten und Rekruten angesprochen werden.
Die anhaltende Desinformationskampagne über den Angriffskrieg gegen die Ukraine trägt offenbar Früchte. Immer mehr Menschen in Deutschland glauben an pro-russische Verschwörungserzählungen, besonders hoch ist der Zuspruch in den östlichen Bundesländern und unter AfD-Wählerinnen und -Wählern.
Mit kräftiger Unterstützung der russisch-orthodoxen Kirche versucht die russische Regierung, eine vermeintlich auf Tradition basierende Form von Leben und Zusammenleben zu kreieren. Diese soll als Schutz gegen vorgeblich ausländische Werte dienen. Besonders abgesehen hat die Regierung es dabei auf Menschen der LGBTQIA+-Gemeinschaft. Das russische Unterhaus Duma hat ein Gesetz auf den Weg gebracht, welches das Zeigen oder das Besprechen von nicht heterosexuellen Lebenswelten unter Strafe stellt.
Auf einem russischen Truppenübungsplatz wurden am Samstag mindestens elf Menschen getötet und 15 weitere verletzt. Russland vermutet einen Terroranschlag hinter den Geschehnissen. Doch der Zwischenfall könnte auch ganz andere Gründe haben.
Die russisch-orthodoxe Kirche versuchte sich in den vergangenen Jahren als internationale Einflussgeberin für moralkonservative Werte zu positionieren, wie die Religionssoziologin Kristina Stoeckl in ihrer Forschungsarbeit zeigt. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine distanzierten sich vorerst auch viele religiös inspirierte Rechtsgruppierungen von Moskau. Noch ist offen, ob sie sich tatsächlich auch langfristig abwenden.
Putins Angriff auf die Ukraine ist auch ein Angriff auf die offene Gesellschaft. Allerdings steht der russische Machthaber mit seiner religiös-nationalistischen Propaganda keineswegs allein da. Identitäre Denkmuster sind weltweit auf dem Vormarsch – wie Michael Schmidt-Salomon in einem Beitrag für das Anfang Oktober erscheinende "bruno."-Jahresmagazin ausführt, den der hpd an dieser Stelle vorab veröffentlicht.
Heute vor sechs Monaten begann Putin seinen Krieg gegen die Ukraine. Neue Propaganda-Handbücher des Kreml verschieben nun das Narrativ von einem Nazi-Befreiungskampf, den die russische Armee angeblich in der Ukraine führt, hin zu einem Krieg gegen Atheisten und Ungläubige.
Der Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt, kam nicht aus dem Nichts. Seit Jahrzehnten befördern verschiedene ideologische Strömungen russischen Größenwahn und anti-westliche Ressentiments. Auch die Russisch-Orthodoxe Kirche spielt hierbei eine wichtige Rolle.
Der russische Patriarch steht fest an der Seite seines kriegstreibenden Präsidenten, auch weil er damit eigene Machtinteressen verfolgt. Doch dies führte zu mehr Spaltung als zur Vereinheitlichung in seiner Kirche. Kyrill hält dennoch unbeirrt an seinem Kurs fest und erweitert seine Einflusssphäre um ein annektiertes Gebiet, während der wohl nicht ausreichend kriegsbegeisterte Außenamtschef seinen Posten räumen musste.
Mikhail Iosilevich ist nicht nur Aktivist und Verleger, er hat vor einigen Jahren auch den russischen Zweig der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters gegründet. Ende Mai wurde er wegen Zusammenarbeit mit einer "unerwünschten Organisation" zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten in einer russischen Strafkolonie verurteilt.
Zur angeblichen Islamisierung des Abendlandes, der "Klima-Lüge" oder dem nie eingeführten Impfzwang gesellen sich Verschwörungsmärchen über den Krieg in der Ukraine. Das Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) hat zu den "Verschwörungserzählungen über den Angriffskrieg gegen die Ukraine in der Gesellschaft" vergangene Woche ein Research Paper veröffentlicht.
Der 8. und der 9. Mai erinnern an das Ende des Zweiten Weltkriegs. Als "Tag der Befreiung" beziehungsweise "Tag des Sieges". Letzterer wird vor allem in Russland groß mit Militärparaden gefeiert. Vor dem Hintergrund des Angriffskrieges auf die Ukraine erhalten diese Tage eine neue Bedeutung.
Schon häufig in der Geschichte bildete die Allianz aus Thron und Altar eine sichere Herrschaftsgrundlage. Von dieser altbewährten Taktik macht auch der russische Präsident Wladimir Putin Gebrauch. Er selbst soll zwar Atheist sein, doch nach außen gibt er sich als frommes Kirchenmitglied. Er verhalf der russisch-orthodoxen Kirche zu erneuter Bedeutung in der Gesellschaft, dafür erweist sie sich als treue Unterstützerin seiner Politik, auch im aktuellen Ukraine-Krieg.
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. unterstützt Wladimir Putins Aggressionskrieg gegen die Ukraine. Deshalb fordern nun ukrainische Priester einen Kirchenprozess gegen das Oberhaupt der Kirche, zu der auch sie gehören. Andere, nicht-russische orthodoxe Gemeinden trennen sich ebenfalls vom Moskauer Partriarchat.