Die neuesten Entgleisungen des Bischof Mixa

MASTERSHAUSEN. (gbs/hpd) „Bischof Mixa ist entweder ein Demagoge, der die Öffentlichkeit für dumm verkaufen möchte, oder aber kolossal ungebildet. Im Sinne des Grundsatzes ‚Im Zweifel für den Angeklagten’ möchte ich von Letzterem ausgehen: Mixa hat offensichtlich gar keine Ahnung von den Dingen, über die er spricht. Das ist angesichts der Schrecken der deutschen Geschichte skandalös genug!“

Mit diesen scharfen Worten reagierte der Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung (gbs), Michael Schmidt-Salomon, am Montagmorgen in Mastershausen auf die umstrittene Osterpredigt des Augsburger Bischofs. Mixa hatte am Ostersonntag die „Gottlosigkeit“ für die Gräuel des Nationalsozialismus verantwortlich gemacht.

 

Gottgläubigkeit als Staatsdoktrin

„Im Unterschied zu Mixa muss man festhalten, dass unter Hitler ‚Gottgläubigkeit’ gewissermaßen zur Staatsdoktrin avancierte“, erklärte Schmidt-Salomon. „Die Mehrheit der Nazigefolgschaft bekannte sich zum christlichen Glauben, eine Minderheit verstand sich als ‚gottgläubig’ etwa im Sinne des Himmlerschen Esoterik-Kultes. Atheisten hingegen waren sowohl in der NSDAP als auch in der SS unerwünscht, da ‚Gottlosigkeit’ als Ausdruck des ‚zersetzenden jüdischen Geistes’ galt. Während die Freidenkerverbände nach der nationalsozialistischen ‚Machtergreifung’ verboten wurden, schloss Nazideutschland mit dem Vatikan das verhängnisvolle ‚Reichskonkordat’ ab, von dem die Kirchen übrigens bis heute noch profitieren! Hitler seinerseits wurde von führenden Katholiken und Protestanten entschieden gefördert, zum einen weil es große ideologische Übereinstimmungen gab, zum anderen weil er ihnen als ‚letztes Bollwerk gegen den gottlosen Kommunismus’ erschien. Dies führte dazu, dass ausgerechnet die katholische Zentrumspartei Hitler die nötigen Stimmen zur Durchsetzung des sogenannten Ermächtigungsgesetzes verschaffte, das die Nazi-Tyrannei erst möglich machte.“


Hitler: „Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn“

Die nationalsozialistische Ideologie speiste sich Schmidt-Salomon zufolge wesentlich über den tradierten christlichen Antijudaismus, der über viele Jahrhunderte hinweg zu zahlreichen Pogromen an der jüdischen Bevölkerung geführt hatte. Hierauf anspielend hatte Hitler bereits in seinem Buch „Mein Kampf“ geschrieben: „So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn … Die Aufgabe, mit der Christus begann, die er aber nicht zu Ende führte, werde ich vollenden.“ Zeitlebens habe Hitler an der Fiktion festgehalten, „im Auftrag des allmächtigen Schöpfers“ zu handeln. So erklärte er noch in seiner letzten Rundfunkansprache vom 30. Januar 1945, Bezug nehmend auf das Stauffenberg-Attentat: „Es lag in der Hand der Vorsehung, am 20. Juli durch die Bombe, die eineinhalb Meter neben mir krepierte, mich auszulöschen und damit mein Lebenswerk zu beenden. Dass mich der Allmächtige an diesem Tag beschützte, sehe ich als Bekräftigung des mir erteilten Auftrages an.“ Atheistisch klinge dies ganz gewiss nicht, meinte Schmidt-Salomon.

„Martin Luther säße heute auf der Anklagebank“

Das Nazi-Regime sei durch beide deutsche Großkirchen kontinuierlich unterstützt worden, Widerständler wie der protestantische Theologe Dietrich Bonhoeffer seien leider die Ausnahme, nicht die Regel, gewesen. Wie weit die Kollaboration mit Nazi-Deutschland ging, demonstrierte der gbs-Sprecher am Beispiel des evangelisch-lutherischen Landesbischofs von Thüringen, Martin Sasse. Dieser gab wenige Tage nach dem Novemberpogrom („Reichskristallnacht“) die Schrift „Martin Luther über die Juden. Weg mit ihnen!“ heraus und schrieb darin triumphierend: „Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen … In dieser Stunde muss die Stimme des Mannes gehört werden, der als der Deutschen Prophet im 16. Jahrhundert einst als Freund der Juden begann, der getrieben von seinem Gewissen, getrieben von den Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist, der Warner seines Volkes wider die Juden.“

Luther hatte in seiner antijüdischen Hetzschrift von 1543 unter anderem den „treuen Rat“ gegeben, die Synagogen niederzubrennen, worauf sich unter anderem auch Julius Streicher, der Herausgeber des Naziblattes „Der Stürmer“, in seiner Verteidigung im Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg bezog: „Dr. Martin Luther säße heute sicher an meiner Stelle auf der Anklagebank, wenn dieses Buch von der Anklagevertretung in Betracht gezogen würde. In dem Buch „Die Juden und ihre Lügen“ schreibt Dr. Martin Luther, die Juden seien ein Schlangengezücht, man solle ihre Synagogen niederbrennen, man soll sie vernichten ...“

Kollaboration auch noch nach dem Krieg

Die Kollaboration der Kirchen mit Naziverbrechern habe erschreckender Weise selbst noch nach dem Zusammenbruch des Regimes angehalten, führte der gbs-Sprecher weiter aus. So habe der Vatikan eine führende Rolle bei dem Unternehmen gespielt, Kriegsverbrecher aus Deutschland zu schleusen und in Südamerika unter falscher Identität anzusiedeln. Diese Fakten seien seit langem bekannt, unzählige Bücher seien von Historikern und auch kritischen Theologen zu diesem Themenkomplex geschrieben worden, aber offensichtlich sei all dies noch nicht hinreichend in der Öffentlichkeit angekommen. „Wie auch könnte Mixa sonst solchen haarsträubenden Unsinn verbreiten, ohne dabei rot anzulaufen?“, fragte Schmidt-Salomon. Weitere Aufklärung über die Verstrickungen der deutschen Kirchen in der Zeit des Nationalsozialismus sei offenbar dringend erforderlich.


In welche Epoche wünscht sich Mixa zurück?

Man sollte die Frage nach Gott in diesem Zusammenhang allerdings nicht überwerten, erklärte der gbs-Sprecher. Ob jemand an Gott glaube oder nicht, sage zunächst einmal wenig über die ethische Qualität seiner Weltanschauung aus: „Ein Theist konnte sich für oder gegen den Theisten Hitler entscheiden, ebenso wie Atheisten für oder gegen den Atheisten Stalin kämpften.“ Man müsse schon die spezifischen Inhalte einer Weltanschauung untersuchen, um sie ethisch beurteilen zu können. Mixas Angriff sei in dieser Hinsicht „peinlich undifferenziert“ gewesen, was zu seinen haarsträubenden Vergleichen zwischen Schwangerschaftsabbruch und Holocaust passe, die Schmidt-Salomon als „unzumutbare Relativierungen von Nazi-Verbrechen“ wertete: „Ich frage mich, wann die Deutsche Bischofskonferenz hier endlich einschreitet!“

Das eigentlich Verstörende an Mixas Ausführungen, so Schmidt-Salomon, sei für ihn nicht gewesen, dass sie historisch unsinnig seien („Von Mixa habe ich nicht viel mehr erwartet!“), sondern dass sie letztlich auf eine „erschreckende Glorifizierung der Vergangenheit“ hinausliefen: „Noch nie in der Geschichte war Deutschland so säkular wie heute. Und noch nie zuvor war es zugleich so weltoffen, tolerant und friedliebend! Ich frage mich wirklich, in welche Epoche der Geschichte sich der Herr Militärbischof zurückwünscht! Erinnern wir uns: Im ersten wie im zweiten Weltkrieg trugen deutsche Soldaten den Spruch ‚Gott mit uns!’ auf ihren Koppelschlössern. Wir sollten froh sein, dass diese Zeiten vorbei sind!“