USA: Kirche ist größte Landkäuferin in Nebraska

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Nebraska
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Die "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" soll eines der wertvollsten Immobilienportfolios der USA besitzen. Allein im Bundesstaat Nebraska hatte sie in den letzten fünf Jahren doppelt so viel Land gekauft wie der zweitgrößte Landkäufer. Die Kirche erklärt, dass sie Steuern auf das Land zahlt und ihren Teil zur Nahrungssicherheit beiträgt. Anderen stößt auf, dass eine Kirche sich wie ein profitorientiertes Unternehmen verhält und womöglich gar Spenden für soziale Zwecke für Landkäufe verwendet.

Wer Farmland besitzt, hält die Ernährungssicherheit von Menschen in Händen. Auch darum wird geschaut, wer wie viel Land wo kauft.

Im US-Bundesstaat Nebraska war im Frühjahr 2023 ein Journalismus-Kurs des College of Journalism and Mass Communications (Hochschule für Journalismus und Massenkommunikation) der University of Nebraska-Lincoln der Frage nachgegangen: "Wer kauft Nebraska auf?" Zusammengearbeitet hatten der Kurs und dessen Professor Waite mit den Journalisten Wynn und Hansen der Non-Profit-Redaktion Flatwater Free Press.

Die Recherchen des Journalismus-Kurses hatte zum Ergebnis, dass Destiny Herbers einen ausführlichen Bericht dazu verfassen konnte, wie viel Land die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in den letzten Jahren und Jahrzehnten in Nebraska aufgekauft hatte. Zudem, welche Mittel und Unternehmen sie dazu einsetzte und wie ihre Stellungnahme zu Nachfragen lautete.

So hatte die Kirche in den letzten Jahrzehnten immer wieder Land in Nebraska gekauft. Obwohl die Aufkäufe sich in den letzten Jahren verlangsamt hatten, nahm die Anzahl der Grundstücke doch zu. Zwischen 2018 und 2022 soll die Kirche 57.700 acres (etwa 23.350 Hektar) gekauft haben. Dazu hatte sie regelmäßig über Non-Profit-Organisationen wie die zu ihr gehörende Farmland Reserve Inc. Ländereien gekauft. 370.000 acres (knapp 150.000 Hektar) besitzt sie nun und könnte bald gar den Medien-Milliardär Ted Turner als größte Landbesitzerin Nebraskas ablösen.

Nicht wenige fragen sich, wie und warum gerade eine Kirche so viel Land kauft und ob das nicht schädlich sein könnte. Organisationen wie Friendly Atheist nennen das schon geradezu diabolisch. Könnten doch Spenden, die der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage für soziale Zwecke ausgehändigt wurden, für Landkäufe aufgewendet worden sein. Ein Whistleblower, der als Investment Manager Teil der Kirche war, berichtete im Jahr 2019 von einem geheimen 100-Milliarden-Dollar-Fond (etwa 92 Milliarden Euro). Dieser solle nicht für karitative Zwecke eingesetzt und trotzdem nicht versteuert worden sein. Ein Vorwurf, den die Kirche strikt von sich wies.

In Bezug auf die Steuern für gekauftes Land erklärt die Kirche zudem, Steuern zu zahlen wie alle anderen auch. Eine Aussage, die für Friendly Atheist fraglich ist, da eine unbekannte Summe der Kirche zufließt, welche keine Steuern auf passive Anlagen zahlt.

Die Frage, warum die Kirche das Land kauft, die Grundstückspreise damit ankurbelt und somit örtlichen Landwirt*innen die Chance nimmt es zu erwerben, beantwortet sie. Farmland Reserve Inc. erklärt, dass die Kirche den Landerwerb als einen Einsatz für das Gute sieht. Eine Investition in die Landwirtschaft, um haltbare Werte für die Kirche zu schaffen. Werte, die diese nutzen könne, um ihre religiöse, wohltätige und humanitäre Arbeit zu unterstützen. Eine Antwort, die zumindest Friendly Atheist daran zweifeln lässt, ob damit die Ernährung aller im Notfall gemeint ist.

Neben Nebraska besitzt die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage auch in anderen US-Bundesländern Land. In Florida zum Beispiel wurde die Kirche nach Angaben von Reuters bereits 2013 größte Landbesitzerin und soll heute mehr Land in den USA besitzen als Bill Gates und China zusammen. Nach Angaben der auf Glaubensgemeinschaften fokussierten Non-Profit-Redaktion Truth & Transparency (Wahrheit und Transparenz) von 2022 soll die Kirche gar das wertvollste private Immobilienportfolio der USA besitzen.

Wenig verwunderlich, dass manche Menschen Kirchen auch nur als große Konzerne sehen, denen es um den Ausbau von Vermögen geht und auch eigenen Gläubigen die Kirchen zu kommerziell werden.

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