Antisemitismus in den USA

Jeder fünfte junge Mensch verleugnet den Holocaust

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Tor des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.

Dass der Holocaust ein Mythos sei, glaubt ein Fünftel der US-Amerikaner:innen im Alter von 18 bis 29 Jahren. Das ergab eine Umfrage der Wochenzeitung The Economist und des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Die US-Regierung ist alarmiert. Eine Gruppe von Senator:innen fordert eine Neuauflage des Bildungsprogramms "Never Again".

Etwa ein Drittel der US-Amerikaner bezeichnet Antisemitismus als ein "sehr ernstes Problem", bei den jüngeren Befragten war es nur knapp ein Viertel. Dieser Mangel an Bildung hat eine überparteiliche Gruppe von Senator:innen unter der Leitung der Senatorin Jacklyn Sheryl Rosen auf den Plan gerufen. In einem Gesetzentwurf fordert sie die Erneuerung des Programms "Never Again Education Act", das Bundesmittel für die Holocaust-Aufklärung bereitstellt.

"Schüler nicht über die Schwere und das Ausmaß des Holocaust aufzuklären, ist eine Verfehlung gegenüber der Erinnerung an seine Opfer und unserer Pflicht, solche Gräueltaten in Zukunft zu verhindern", sagte Rosen in einer Erklärung. Die Erneuerung des parteiübergreifenden "Never Again Education Act" könne dazu beitragen, sicherzustellen, dass Pädagogen über die erforderlichen Ressourcen verfügen, um Schüler über den Holocaust zu unterrichten und antisemitischer Bigotterie und Hass entgegenzuwirken, so Rosen gegenüber der Zeitung The Hill.

Hohe Zustimmung zu negativen Aussagen zu Israel

Während relativ wenige Amerikaner:innen aller Altersgruppen (sieben Prozent) den Holocaust komplett leugnen, ist es bei den 18- bis 29-Jährigen jeder Fünfte. Negativen Aussagen über Israel stimmten allerdings mehr Amerikaner:innen zu. So glauben 18 Prozent der Befragten, dass "die Interessen der Israelis im Widerspruch zu den Interessen des Rests der Welt stehen". Der Aussage, dass Israel "zu viel Kontrolle über globale Angelegenheiten" habe, stimmten 19 Prozent zu, und dass "Israel die Holocaust-Opfer für seine eigenen Zwecke ausnutze", fand bei einem Fünftel der US-Amerikaner:innen Zustimmung. Fast ein Drittel (27 Prozent) stimmten der Aussage zu, dass "Israel absichtlich versucht, die palästinensische Bevölkerung auszulöschen".

Diese negativen Einschätzungen Israels werden häufiger von jungen Erwachsenen und Demokraten vertreten als von älteren Erwachsenen und Republikanern. Als besorgniserregend bezeichnet der afroamerikanische Autor Ralph Leonard den Anteil der Black-American und Hispanics, die glaubten, dass "der Holocaust ein Mythos ist": Mit 13 Prozent ist er fast doppelt so hoch wie im Gesamtdurchschnitt. "Ein Teil der schwarzen Amerikaner ist der Meinung, dass der Holocaust – um es vulgär auszudrücken – ein 'Weiß gegen Weiß'-Verbrechen war", schreibt Leonard.

Antisemitismus und Rassismus gehen Hand in Hand

Die Vorstellung, dass Juden Rassismus und nicht nur "Vorurteile" erleben, sei für Afro-Amerikaner:innen nicht sofort ersichtlich. "Anstatt den Holocaust und den Anti-Schwarzen-Rassismus einander gegenüberzustellen, sollten wir verstehen, wie sie als gemeinsamer Vorfahre des Rassismus zueinander in Beziehung stehen", gibt Leonard zu Bedenken.

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