Indien: Karnatakas neue Regierung weicht Hijab-Verbot auf

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Muslimische Mädchen in Indien
Muslimische Mädchen in Indien

Zu Beginn des Jahres 2022 verbot die damalige Regierung des indischen Bundesstaates Karnataka religiöse Symbole wie Schals in der Farbe Safran, Hijabs oder Fahnen in Bildungseinrichtungen. Besonders bei muslimischen Frauen stieß das Verbot auf Widerstand. Auf juristischem Weg konnte keine Einigung zu Erhalt oder Widerruf der Entscheidung getroffen werden. Ende Oktober 2023 entschied die aktuelle Regierung, dass Examens-Kandidatinnen mit Hijab, Mangalasutra und Zehenring teilnehmen dürfen. Eine Entscheidung, die nicht reibungslos umgesetzt wird.

Anfang 2022 verbot die Regierung Karnatakas, damals noch unter der hindu-nationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP), das Tragen religiöser Symbole in Schulen und Universitäten (der hpd berichtete). Das Verbot sollte für Gleichheit, Integrität und öffentliche Ordnung in Bildungseinrichtungen sorgen. Stattdessen sorgte es für großen Unmut unter muslimischen Mädchen und Frauen, die gegen die Entscheidung protestierten. Für sie verletzte es ihre mittels indischer Verfassung gegebenen Rechte auf freie Religionsausübung als Minderheit. Ihrem Protest schlossen sich auch hinduistische Gläubige an.

Neben den Protesten ging man auch juristisch gegen das Verbot religiöser Symbole in Schulen vor. Während das Oberste Gericht in Karnataka die Regelung zunächst stützte, konnte der schließlich mit einer Urteilsfindung betraute Oberste Gerichtshof Indiens keine Entscheidung finden und suchte nach Wegen, wie bei einer zukünftigen Entscheidung eine Pattsituation vermieden werden könnte. Währenddessen verließen muslimische Frauen und Mädchen Bildungseinrichtungen, um nicht mit unverschleiertem Haupt vor männlichem Lehrpersonal lernen zu müssen. 16 Prozent der Musliminnen, welche zur Mangalore-Universität gehörende Bildungseinrichtungen besuchten, holten ihre Dokumente ab und verließen Schulen und Universität.

Die im Mai diesen Jahres neu gewählte Regierung Karnatakas nun weichte das als "hijab ban" bekannt gewordene Verbot des Tragens religiöser Symbole in Bildungseinrichtungen auf. Die Indian National Congress-Partei (Indischer Nationalkongress), kurz INC, löste die BJP ab. Ihr Minister für Hochschulbildung M. C. Sudhakar erlaubte Ende Oktober Examens-Kandidatinnen für zum Beispiel Regierungsposten das Tragen von Hijabs. Nach Protesten rechter Gruppierungen umfasst die Aufweichung des ursprünglichen Verbots zudem das Tragen von Mangalsutras – Ketten, die von verheirateten hinduistischen Frauen getragen werden – und Zehenringe.

Damit widersprach Sudhakar der Karnataka Examination Authority (KEA) (Karnatakas Examensbehörde). Diese hatte erklärt, dass kein Kleidungsstück in den Examensräumen geduldet würde, welches Kopf, Mund oder Ohren bedecke. Damit sollte nach Erklärungen der Examensbehörde ein Betrug mittels Bluetooth-Geräten verhindert werden. Da ein Hijab den Mund nicht bedecke, seien solche Betrügereien ausgeschlossen, erklärte Sudhakar. Jedoch würden mehr Metalldetektoren eingesetzt. Examens-Kandidatinnen mit Hijab sollten eine Stunde vor Prüfungsbeginn vor Ort sein, um auf versteckte Geräte überprüft zu werden.

Bei einigen Prüfungen Ende Oktober hatte es bereits Streit um die Umsetzung von Sudhakars Anweisung gegeben. Seiner Erklärung, dass Indien ein säkularer Staat sei und alle tragen dürften, was sie wollten, folgten nicht alle Prüfenden, sodass es zu Beschwerden kam. Neben der Tatsache, dass in einigen Prüfungseinrichtungen trotzdem das Ablegen von Hijab und anderen religiösen Symbolen verlangt wurde, wurde kritisiert, dass die neue Regierung Karnatakas die Entscheidung der vorherigen Regierung nicht aufgehoben hatte.

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