Rezension

Die Anziehungskraft der Verschwörungstheorie

Chemtrails, gefälschte Mondlandung – aber auch Reichsbürger, Trumps gestohlener Wahlsieg und die absurden Behauptungen von QAnon: Anhänger von Verschwörungstheorien ignorieren Fakten, pflegen irrationale Weltbilder, manche werden sogar zu Mördern. Und es gibt mehr von ihnen, als man wahrhaben möchte. Umso wichtiger ist, zu verstehen, wieso sie so hartnäckig an ihren Überzeugungen festhalten. Aufschluss darüber bietet das "Dossier Verschwörungstheorie", dessen zweiter Teil jetzt erschienen ist. Es zeigt: Auf "Verschwörungsgauner" hereinzufallen, ist nur allzu menschlich.

Die ganze Welt, so scheint es, hat sich gegen die Vernunft verschworen. Dabei ging es mal gut voran mit der Menschheit: Der Kalte Krieg ist lange vorbei. Die internationale Gemeinschaft will die Klimakrise verhindern, der Kampf gegen Diskriminierung und Armut, für Gesundheit und Nachhaltigkeit steht ganz oben auf der Agenda der Weltbevölkerung.

Der Ausstoß von Treibhausgasen ist allerdings weltweit gestiegen. Rassismus, Sexismus etc., so heißt es, sind strukturell. Linke und Liberale reiben sich die Augen angesichts der Erfolge rechter Parteien, während sie sich selbst zerlegen im Streit über Identitäten, Geschlechter und Ölheizungen. Russland überfällt die Ukraine, Extremisten verüben Anschläge. Und die Reichen werden immer reicher. Da könnte man schon auf die Idee kommen, dass sich finstere Kräfte dazu verschworen haben, eine bessere Welt zu verhindern.

Der Gedanke, dass eine Gruppe mächtiger Figuren weltweit Regierungen und Institutionen manipuliert oder kontrolliert, ist natürlich eine "Verschwörungstheorie", wie sie von Spinnern verbreitet wird – verblendete, verführte Menschen mit zu wenig Bildung, zu vielen Problemen und vielleicht sogar psychischen Beeinträchtigungen.

Aber stimmt das? Die Fachliteratur versucht in der Regel, ein differenzierteres Bild zu zeichnen. Ein gutes Beispiel dafür ist das "Dossier Verschwörungstheorie", dessen zweiter Teil jetzt erschienen ist. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es erstens den Begriff der "Theorie" auch im Zusammenhang mit sogenannten "Verschwörungstheorien" erst einmal ernst nimmt. Zweitens versuchen seine Autoren, ihren Anhängern unvoreingenommen zu begegnen. Drittens zeigt der Band auf, wie man mit ihnen sprechen sollte und wie sich die Verbreitung ihrer Ideen bremsen oder verhindern ließe.

Im ersten Band (2021) war Andreas Edmüller, Wissenschaftstheoretiker und Dozent für Philosophie an der LMU München, der provozierenden Frage nachgegangen: "Verschwörungsspinner oder seriöse Aufklärer?" Edmüller fordert, immer nüchtern-wissenschaftstsheoretisch zu prüfen, ob an Verschwörungstheorien etwas dran ist. Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch ist eine Theorie eigentlich der Versuch, (vorläufige) Antworten auf grundlegende Fragen zu formulieren, in der Hoffnung, Gesetzmäßigkeiten erklären zu können. Sie stützt sich dabei auf möglichst viele hochwertige Daten und Informationen. Viele Fachleute lehnen den Begriff "Theorie" in diesem Zusammenhang deshalb von vornherein ab und empfehlen, zum Beispiel von Verschwörungsmythen zu sprechen. Hier setzt sich Edmüller vom Mainstream deutlich ab: Es kommt ihm nicht so sehr auf die Bezeichnung an, sondern auf den Umgang: Auch "Verschwörungstheorien" sollten wie Theorien in der Wissenschaft einer strengen Prüfung unterzogen werden.

Wenn es etwa um die angeblich nur vorgetäuschte Mondlandung geht, um Chemtrails, um Bill Gates' Pläne, Menschen mit injizierten Chips zu überwachen oder um Donald Trumps gestohlenen Wahlsieg, ist schnell klar: Die Datenlage ist schlecht. Es handelt sich Edmüller zufolge also zwar um Theorien, aber um falsche, nicht respektable Theorien. Daneben gibt es "Verschwörungstheorien", die eindeutig nicht den geringsten Ansprüchen einer Theorie genügen. Dazu gehört etwa der ganze bizarre Nonsens von QAnon über Satanismus und Kinderpornoringe im Umfeld bekannter US-Politiker und so weiter. Edmüller bezeichnet sie als Pseudo-Theorien.

Was aber ist etwa mit der "Verschwörungstheorie", das Coronavirus sei in einem Labor in Wuhan künstlich erzeugt worden? Tatsächlich wurde das unter seriösen Fachleuten diskutiert. Nachdem neue Informationen ans Licht kamen, beteuerte sogar der Virenexperte Christian Drosten, dass er "immer offen war für beide Möglichkeiten", auch die Herstellung im Labor. Den natürlichen Ursprung des Virus im Tierreich hielt und hält er jedoch für wahrscheinlicher, wie er etwa der Süddeutschen Zeitung sagte. Den Ursprung im Labor zu vermuten, ist für Edmüller eine "respektable Verschwörungstheorie". Damit gehört sie für ihn in dieselbe Kategorie wie etwa die Watergate-Affäre oder der Skandal um Wirecard. Und die NSA-Affäre hat durch Edward Snowdens Enthüllungen gezeigt, dass Sorgen vor einer umfassenden Überwachung durch Geheimdienste vielleicht keinen Aluhut rechtfertigen, aber gegen eine leichte Paranoia vielleicht nichts einzuwenden ist.

Welche Gefahr von Verschwörungskonstrukten ausgeht

Im jetzt veröffentlichten zweiten Teil des Dossiers Verschwörungstheorie, das Edmüller und die Extremismusexpertin Judith Faessler, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz, gemeinsam verfasst haben, geht es nun um "Verschwörungstheorien als Waffen". Das Buch konzentriert sich auf die "schlechten" beziehungsweise "nichtrespektablen Verschwörungstheorien" sowie Pseudo-Theorien. Die Autoren fassen diese unter dem Begriff "Verschwörungskonstrukte" zusammen.

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Dass solche Konstrukte extrem gefährlich sein können, zeigen bekannte Beispiele wie die Dolchstoßlegende nach dem Ersten Weltkrieg; und noch heute wird die Lüge von der Weltverschwörung der Juden verbreitet, die den Antisemitismus unter den Nazis angefeuert hat, bis zum Holocaust. Neue gefährliche Verschwörungskonstrukte streuen die Anhänger von QAnon, die sogenannten Reichsbürger, Teile der Impfgegner und Coronaleugner und jene, die vom "Großen Austausch" reden, durch den die christliche Bevölkerungen im Westen mit Menschen islamischen Glaubens ersetzt werden sollen. Immer wieder kommt es zu Gewaltverbrechen und tödlichen Anschlägen durch Anhänger dieser Verschwörungskonstrukte. Hinter ihnen stecken immer wieder "Verschwörungsgauner", wie Edmüller und Feasser sie nennen, Verführer, häufig Politiker, die von möglichst vielen Anhängern profitieren wollen.

Eine Gefahr, die den Autoren zufolge von allen solchen Konstrukten ausgeht, hängt mit ihrer Ablehnung des naturwissenschaftlich geprägten Welt- und Menschenbilds sowie des säkularen Verständnisses von Moral und Gerechtigkeit zusammen, das in den Gesellschaften im Westen vorherrscht. Es breitet sich ein Skeptizismus gegenüber dem Welt- und Menschenbild der Aufklärung aus. Viele Menschen halten Vernunft und Rationalität für überschätzt und betonen die Bedeutung von Gefühlen und subjektiver Gewissheit. Worauf die Autoren nicht explizit eingehen, was einem aber in den Sinn kommt: Auch in weiten Teilen der Linken ist ein postmodernes, aufklärungskritisches Weltbild etabliert. In gewissen gebildeten Kreisen gelten Derrida und Adorno mehr als Darwin und Albert.

Diese Skepsis gegenüber Vernunft und Wissenschaft bereitet Verschwörungstheorien den Boden. Und zugleich entsteht im Bewusstsein vieler ihrer Anhänger das Bild eines gemeinsamen Feindes: die Regierungen etwa in Washington oder Berlin. Nach dem Motto "der Feind meines Feindes ist mein Freund" finden Anhänger verschiedener Verschwörungskonstrukte zusammen, während der Coronapandemie traten sie als "Querdenker" gemeinsam ans Licht, um gegen die Maßnahmen der Regierung zu protestieren: Rechtsextreme, Reichsbürger, christliche Fundamentalisten, Esoteriker, Anhänger der Anthroposophie (Waldorfschulen) und QAnon-Gläubige. Nimmt man sie zusammen, kommt man auf eine beachtliche Zahl von Menschen. Zugleich ist auch die Schnittmenge zwischen den Anhängern von Verschwörungskonstrukten und denen der AfD oder etwa von Donald Trump groß. Stellen sie somit tatsächlich schon eine Gefahr für die Offene Gesellschaft dar? Die Geschichte zeigt den Autoren zufolge zumindest, wohin es führen kann, wenn Gruppen, die eigentlich verschiedene Ziele verfolgen, gegen denselben "Feind" kämpfen: In der Weimarer Republik agierten so unterschiedliche Gruppen wie Nazis, Kommunisten, Kaisertreue und Christen gegen die Republik und ihre Verfassung. Die Folgen sind bekannt. Vielleicht sind wir noch weit entfernt von Weimarer Verhältnissen, aber die Entwicklung ist allemal bedenklich.

Welche Vorteile bieten Verschwörungskonstrukte ihren Anhängern?

Wer wissen will, warum Menschen sich überhaupt Verschwörungskonstrukten zuwenden, findet in dem Buch Erklärungen, die allerdings eher indirekt dort mitgeliefert werden, wo die Autoren die Fragen beantworten, warum Menschen so hartnäckig selbst an abstrusen Ideen festhalten: Verschwörungskonstrukte stellen in einer komplizierten Welt einfache Erklärungen für Probleme dar, die vielen Angst und Sorgen bereiten. Die Konstrukte liefern Sündenböcke, Feindbilder, und geben den Menschen die Möglichkeit, die Verantwortung für ein eigenes Scheitern nicht bei sich selbst zu suchen. Wer sich auf die Verschwörungskonstrukte einmal eingelassen hat, erlebt eine Reihe positiver Effekte. Vieles davon kennt man aus der Forschung an Gruppen und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit: Man ist Teil einer besonderen Gemeinschaft, erlebt dort Anerkennung, Bestätigung, Solidarität – das stärkt das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, ganz ohne eigene Leistungen. Erklärungen für die Vorgänge in der Welt müssen keinen anstrengenden Faktencheck überstehen, es reicht, wenn sie von allen in der Gruppe geteilt werden.

Damit werden Verschwörungskonstrukte für viele Menschen offenbar so attraktiv, dass ihre Anhänger sich lieber der Kritik und dem Gespött von großen Teilen der Gesellschaft aussetzen, als ihr Weltbild zu hinterfragen. Ein Weltbild, das zur Gruppenidentität gehört, die schließlich ein wichtiger Teil der Identität der Mitglieder ist. Es zu kritisieren, wird deshalb zu einem Angriff auf die Identität. Wer innerhalb der Gruppe anfängt, Zweifel zu äußern oder sich ernsthaft mit den Argumenten der Kritiker auseinanderzusetzen, geht Gefahr, als Verräter, Spalter, gar als Maulwurf zu gelten und aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden.

Was es "Verschwörungsgaunern" erleichtert, Anhänger für ihre Konstrukte zu finden, ist Edmüller und Faessler zufolge eine menschliche Neigung zur Irrationalität, die sich auch in der Beliebtheit alternativer Heilverfahren, der Esoterik und durch das Festhalten an den Religionen ausdrückt. Eine Irrationalität, die sich auch deshalb hartnäckig halten kann, weil es sich für die Anhänger von Verschwörungskonstrukten vielleicht gar nicht lohnt, ihre Überzeugungen zu ändern. Die Autoren greifen hier auf die Idee der "rationalen Irrationalität" zurück. Ein Realitätscheck kostet Zeit und Energie, die Welt könnte am Ende wieder unangenehm komplex und fordernd sein, und der Halt der Gruppe geht verloren. Lohnt sich das? Die Antwort dürfte – zumindest unbewusst – häufig "nein" lauten. Selbst bei Menschen, die in anderen Bereichen logisch und rational denken.

Es greift also deutlich zu kurz, Anhänger von Verschwörungskonstrukten für dumm, unwissend, ignorant oder sozial ausgegrenzt zu halten. Verschwörungskonstrukte sind lediglich eine von verschiedenen Ausprägungen einer Irrationalität, die tief und dauerhaft in unserer Gesellschaft, ja im Menschen selbst verankert ist, wie Edmüller und Faessler schreiben.

Wer an Verschwörungskonstrukte glaubt, ist offener für Extremismus

Ein spezielles Kapitel widmen die Autoren dem Zusammenhang zwischen Verschwörungskonstrukten und Extremismus. Die Konstrukte können von Extremisten genutzt werden, um Anhänger zu rekrutieren, und sie können weiter radikalisieren. Rechts-, Links- und religiöse Extremisten haben vor allem drei Dinge gemeinsam. Sie träumen von einer identitären, homogenen geschlossenen Gesellschaft, definiert entweder über eine Volkszugehörigkeit, eine absolute soziale Gleichheit oder einen religiösen Glauben. Gefordert werden in allen Fällen eine totale Anpassung und Unterordnung, dafür wartet am Ende eine bessere, eine ideale Welt. Bedroht sehen Extremisten ihre Utopie durch äußere Feinde wie "Fremde", die die ethnische und kulturelle Homogenität gefährden, oder durch Kapitalismus und Neoliberalismus, oder aber durch Anders- und Ungläubige.

Wie Verschwörungskonstrukte erklären extremistische Ideologien die Welt, nehmen den Menschen Verantwortung für das eigene Leben ab und wissen genau, wer die Gegner sind, die sich verschworen haben, um eine bessere Welt zu verhindern. Wer bereits an Verschwörungskonstrukte und bestimmte Feindbilder glaubt, ist auch offener für extremistische Ideologien. Je drängender die Bedrohung wirkt, umso eher erscheint es den Anhängern der Verschwörungskonstrukte als gerechtfertigt, radikale Maßnahmen zu ergreifen – und schließlich kämpft man vermeintlich gegen das Böse. Und wenn Ideologien an der Realität scheitern, helfen Verschwörungskonstrukte mit allen ihren Eigenschaften, sie zu immunisieren. So widersprach etwa der Einsatz der NATO in den Jugoslawienkriegen zum Schutz der bosnischen Muslime den Schwarz-Weiß-Vorstellungen islamistischer Extremisten. Das Problem ließ sich jedoch leicht lösen mit dem Hinweis, dass es dem Westen darum geht, Muslime zu kontrollieren und zu verwestlichen.

Was tun gegen die Verbreitung von Verschwörungskonstrukten?

Wo es darum geht, mit Anhängern von Verschwörungstheorien zu diskutieren, haben die Autoren schlechte Nachrichten. Wer sie von ihren Überzeugungen abbringen möchte, darf keine große Hoffnung darauf setzen, ihnen einfach mit Fakten zu kommen. Vor allem sollte man viel Zeit mitbringen. Zeit, die die Gegenseite natürlich auch aufzubringen bereit sein muss. Das dürfte schwierig werden, wenn von vornherein das Gefühl vermittelt wird: Wie kannst Du nur? Der erste Schritt ist, zuzuhören. Interessiert nachzufragen, etwa nach den Quellen der Verschwörungskonstrukte, statt sofort Zweifel zu äußern oder zu widersprechen. Es wird dadurch wahrscheinlich, dass das Gegenüber irgendwann zurückfragt. Das kann die Gelegenheit sein, die eigene Überzeugung darzulegen und Fakten ins Spiel zu bringen, um zum Nachdenken anzuregen.

Auf gesellschaftlicher Ebene empfehlen die Autoren drei Maßnahmen oder Veränderungen: Gegen die Irrationalität, die eine Grundbedingung für Verschwörungskonstrukte ist, könnte ein Schulfach helfen, das in allen Klassen rationales Denken, Entscheiden und Handeln lehrt. Ziel wäre die Stärkung des wissenschaftlichen Weltbildes in einem liberalen Rechtsstaat.

Der zweite Punkt betrifft den Journalismus und die Leitmedien, die den Autoren zufolge ein neues Selbstverständnis bräuchten: Sie sollten informieren und politische Macht kritisch begleiten, analysieren, hinterfragen, aber nicht versuchen, dem Volk eine richtige moralische Gesinnung beizubringen oder die Regierungspolitik zu vermitteln. Insbesondere durch den Umgang mit der Coronapandemie erscheint den Autoren das Vertrauen vieler Bürger in die Medien erschüttert. Sie sehen dahinter Kompetenzlücken, Zeitdruck und Ressourcenknappheit – eine Lösung für diese strukturellen Probleme haben sie allerdings nicht. Und ist der Journalismus heute tatsächlich eine stumpfere Waffe gegen Verschwörungskonstrukte – oder fördert er sie durch seine "Belehrungen" sogar? Die Diskussion darüber ist noch nicht beendet.

Zuletzt fordern die Autoren dazu auf, im Internet mit Informationen vernünftig und miteinander anständig umzugehen. Ein Appell, den natürlich alle Seiten gerne unterschreiben – auch jene, die meinen, sie würden sich in den Sozialen Medien doch nur wehren.

Zu den wenigen Punkten, die nicht einleuchten, gehört die Erklärung, Deutsche seien für Verschwörungskonstrukte besonders anfällig, weil es so etwas wie "German Angst" gebe. Die reale Existenz dieses Phänomens selbst ist kaum belegt, vielleicht ist es auch nur eine medienwirksame Konstruktion? Die Beispiele der Autoren überzeugen hier jedenfalls nicht, auch nicht ihre Zahl: Angst vor Flüchtlingen, Viren, Impfungen, ungesunden Lebensmitteln, dem Klimawandel, den Folgen des Ukrainekriegs etc. finden sich in vielen Ländern, stärker oder schwächer ausgeprägt. Zum Waldsterben ("ups, vorbei") oder den Gesundheitsrisiken durch Feinstaub ("falscher Alarm") lässt sich sagen: Weitgehende Maßnahmen zur Luftreinhaltung haben die bis heute immer noch anhaltenden Waldschäden deutlich reduziert. Und Angst vor Feinstaub herrscht noch immer – nicht nur in Deutschland – trotz der Kritik einer Gruppe von deutschen Lungenfachärzten an den Grenzwerten. Hier ist das letzte Wort offenbar noch nicht gesprochen.

Der Wert des Dossiers insgesamt wird durch diese punktuelle Kritik aber nicht geschmälert. Die Ratschläge zum Umgang mit den Anhängern von Verschwörungstheorien sind zwar ernüchternd – aber das macht sie nicht weniger hilfreich. Zu erfahren, welche Schwächen Menschen auf Verschwörungskonstrukte hereinfallen und so hartnäckig an ihnen festhalten lassen, ist äußerst aufschlussreich – denn es sind Schwächen, von denen sich die wenigsten von uns völlig freisprechen können.

Es hat sich nicht die ganze Welt gegen die Vernunft verschworen. Es fällt uns Menschen nur umso schwerer, vernünftig zu sein, je bequemer es erscheint, auf Vernunft zu verzichten.

Andreas Edmüller und Judith Faessler, Verschwörungstheorien als Waffe, Rediroma Verlag, 2023, 16,95 Euro, ISBN: 978-3-98527-395-9

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