Neue Zensurregeln im Iran:

Keine roten Getränke für Frauen im TV

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Ende September dieses Jahres sorgte die Ankündigung der iranischen staatlichen Rundfunkgesellschaft zu neuen Zensurregeln für einiges Kopfschütteln. Auf dem Bildschirm sollen in Zukunft keine Frauen mehr zu sehen sein, die rote Getränke zu sich nehmen, Sandwich oder Pizza essen oder Lederhandschuhe tragen. Auch die Interaktionen von Frauen und Männern sollen vor der Ausstrahlung stärker kontrolliert werden. Weniger Sichtbarkeit im Fernsehen ist jedoch nur ein Problem, dem Frauen im Iran gegenüberstehen.

Nach Angaben von IranWire hatte Amir Hossein Shamshadi, Chef der Presseabteilung der staatlichen Rundfunkgesellschaft Islamic Republic of Iran Broadcasting, kurz IRIB, Ende September Änderungen angekündigt. Diese betreffen den Umfang der Zensur in Bezug auf Frauen im Fernsehen. Es sollen keine Männer mehr dabei gezeigt werden, wie sie Frauen Tee an ihrem Arbeitsplatz einschenken. Und Frauen sollen im Fernsehen keine roten Getränke mehr konsumieren, ebensowenig Sandwiches oder Pizza essen. Auch Lederhandschuhe sollen sie nicht mehr tragen.

Ebenfalls Ende September wurde Peyman Jebelli von Ayatollah Ali Khamenei zum neuen Leiter der Rundfunkgesellschaft IRIB ernannt. Die Person Jebelli betrachtend dürfte nicht davon auszugehen sein, dass in Zukunft die Zensur im staatlichen Rundfunk gelockert wird. Jebelli wird von "Faces of crime", ("Gesichter des Verbrechens"), einem Projekt der Menschenrechtsorganisation Justice4Iran, mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung gebracht. Zwischen 2014 und 2016 soll er im Rahmen seiner Positionen im Bereich der Politik erzwungene Geständnisse gesendet haben.

Für die Präsenz und Darstellung von Frauen in staatlichen Medien scheinen sich die Uhren rückwärts zu drehen. Schließlich war auch die Schauspielerin Elnaz Habibi in der Talkshow "Pishgoo" zuletzt nicht mehr gezeigt, sondern nur ihre Stimme eingeblendet worden.

Generell bereitet die Situation von Frauen und Mädchen im Iran auch der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen große Sorgen. Frauen und Mädchen werden nach Angaben der Kommission als Menschen zweiter Klasse behandelt. Besonders Gewalt und die Verheiratung junger Mädchen zwischen zehn und 14 Jahren werden als Probleme benannt, die dringend angegangen werden müssen.

Hinzu kommen auch noch die weiteren Ideen der Regierung, um Frauen und Mädchen noch strenger zu kontrollieren. Ein Beispiel ist das Register für Schwangere, welches die Daten derer mit positivem Schwangerschaftstest sammeln soll. Vorgeblich sollen illegale Abtreibungen verhindert werden. Ob es stattdessen aber mit Frauen im Gefängnis endet, weil jeder Verlust eines Fötus als Abtreibung ausgelegt wird, weiß bisher niemand.

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