Israels Überlebenskampf gegen den Terror

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Um das Massaker vom 7. Oktober 2023 und Israels militärische Antwort zu begreifen, muss man die Geschichte des Judenhasses und die Verwurzelung des Terrors in der palästinensischen Gesellschaft studieren. Vorvergangene Woche brach die Hamas einseitig die Waffenruhe. Seither setzt das israelische Militär seine Kampfhandlungen fort. Israels Ziel lautet unmissverständlich: Zerschlagung der Terrororganisation sowie Freilassung aller Geiseln. Es folgen Klarstellungen zum Zionismus, Antisemitismus und Djihadismus sowie zum palästinensischen Missbrauch von Zivilisten. Eine Hilfe zur Kalibrierung des moralischen Kompasses in diesem Krieg.

Darum Israel1

Die politische Philosophie hinter der Staatsgründung Israels heißt "Zionismus". Ihre zentralste Vision lieferte Theodor Herzl im "Judenstaat".2 Der Zionismus vertritt die Überzeugung, Juden aufgrund von jahrhundertelanger Demütigung, Verfolgung und institutionalisiertem Massenmord eine schützende nationale Heimstätte zu bieten. In Auschwitz fand die antisemitische Raserei mit sechs Millionen ermordeten Juden ihren katastrophalen Höhepunkt. Die Gründung eines zionistischen Staates war das zu spät gekommene Rettungsversprechen gegenüber dem jüdischen Volk, eine notwendige Konsequenz aus dem Nationalsozialismus. "Nie wieder" heißt in erster Linie, nie wieder schutzlos und endlich wehrhaft sein.

Viele Gründe sprachen dafür, den Staat der Holocaust-Überlebenden im historischen Palästina zu errichten. Schon immer lebten Juden in diesem Gebiet und die geschichtlichen Wurzeln des Judentums seien dort zu finden. Außerdem, so dachte man, befindet sich Israel auf genügend Sicherheitsabstand zum judenfeindlich durchtränkten, mit Trauma verbundenen Europa. Also sah der UN-Teilungsplan von 1947 einen jüdischen Staat und einen palästinensisch-arabischen Staat im seinerzeit britischen Mandatsgebiet "Palästina" vor. Die Mehrheit der Juden akzeptierte den Plan. Die arabische Seite lehnte den Zwei-Staaten-Plan ab.

Am 14. Juni 1948 zog sich das britische Militär aus Palästina zurück und die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israels wurde verlesen. Noch in derselben Nacht erklärte die arabische Liga der gebeutelten jüdischen Emanzipationsbewegung den Krieg. Die israelische Armee behauptete sich erfolgreich gegen die Angreifer. Umgeben von feindlichen Gewaltherrschaften gelang es Israel in der trostlosen Wüste, die einzige Demokratie im Nahen Osten mit innovativer globaler Vorreiterrolle zu errichten. Der Staat Israel ist keine "jüdische Theokratie", sondern ein moderner Rechtsstaat mit "basic laws". Das israelische "Rückkehrrecht" garantiert die jüdische Mehrheit im Staat und hält Israels Lebensversicherung an Juden weltweit als Zufluchtsort vor Diskriminierung aufrecht. Hebräisch ist die Hauptsprache, Arabisch die Zweitsprache. In Israel lebt eine mit gleichen Rechten ausgestattete arabische Minderheit von 20 Prozent Bevölkerungsanteil. Rassismus existiert, wie in jeder anderen Nation auch.

"Der Jude unter den Staaten"

Israel ist nicht bloß der jüdische Staat, sondern auch der "Jude unter den Staaten". Die Geburtsstunde Israels gilt als zentrale Kränkung der antisemitischen Internationalen. Postnationalsozialistische Antisemiten erinnert Israel an die verdrängte Schuld der Shoah. Linke Antisemiten begreifen Israel als modernen Kolonialstaat oder imperialistischen Brückenkopf der USA. Für panarabische Antisemiten ist Israel eine Beleidigung ihrer Hegemonie im Nahen Osten und für islamische ein "Fremdkörper" im Waqf-Land, der muslimisch verstandenen Einflusssphäre. Israel wird sowohl vorgeworfen, ein "künstliches Gebilde" zu sein als auch "zu akribisch" auf die Sicherheit seiner nationalen Grenzen zu achten. In den israelfeindlichen Ressentiments wiederholen sich Vorstellungen vom Juden als hinterlistig, machtgierig, egoistisch, zersetzend und Weltherrschaft-beanspruchend. Der Politologe Stephan Grigat beschreibt daher den Antizionismus als "geopolitische Reproduktion des Antisemitismus".

No jews, no news

Ein sogenannter 3-D-Test des Wissenschaftlers Nathan Sharansky hilft bei der Erkennung von israelbezogenem Antisemitismus: Delegitimierung, Dämonisierung und Doppelstandards. Israel das Existenzrecht abzusprechen, bedeutet Delegitimierung. Im sogenannten Nahostkonflikt einen "David gegen Goliath" zu sehen, dämonisiert Israel und relativiert die hochausgerüstete Hamas. Wenn Assads Fassbombenangriffe gegen die eigene Bevölkerung, der Genozid an den Jesiden und zwei hingerichtete Palästinenser in der Westbank keine Notiz wert sind, aber Israels Selbstverteidigung ständiger Fokus der Berichterstattung ist, liegen eindeutige Doppelstandards vor.

Nach dem 7. Oktober: Vertauschen von Ursache und Wirkung

Der Antisemitismus strebt nach Vernichtung von allem jüdisch Identifizierten. Der 7. Oktober 2023 führte dies erneut vor Augen. Radikalislamische Todesschwadrone exekutierten unterschiedslos Frauen, Männer, Kinder, Greise sowie junge Menschen, die auf einem Musikfestival ausgelassen ihr Leben zelebrierten. Es waren Tötungskommandos am Werk, die nichts Geringeres im Sinn hatten, als unschuldige Menschen auf bestialischste Art und Weise zu misshandeln, zu verstümmeln, zu verbrennen, zu foltern, sexuell zu missbrauchen und zu ermorden. Die Mörder fielen durch eine regelrecht sadistische Lust am Abschlachten von Menschen auf. "Abschlachten" deswegen, weil ihre Opfer vor der Tat zu Niedrigerem als Tiere dehumanisiert wurden.

Islamischer Judenhass, palästinensischer Märtyrerkult und eine vom Islamischen Regime Iran aufgepäppelte Terrorarchitektur verliehen den Schergen ihre Selbstvergewisserung zum Blutrausch. Wenige Wochen nach dem 7. Oktober 2023 sprachen die wenigsten noch von der Schandtat der Hamas, sondern die meisten von Israels militärischer Reaktion. Die mediale Rezeption des aktuellen Gaza-Krieges beinhaltet vielfach Appelle an Israel, die "Verhältnismäßigkeit" ihres militärischen Vorgehens zu überprüfen. Arye Sharuz Shalicar, Sprecher der israelischen Streitkräfte, betont nahezu täglich, dass in der öffentlichen Auffassung des aktuellen Krieges eine verzerrte Wahrnehmung stattfindet. Es wird maßgeblich über die Wirkung der Militärschläge debattiert und dabei die eigentliche Ursache verdrängt.

Hamas, Islamischer Djihad und ganz "normale" Einwohner Gazas, die nach Grenzdurchbruch Richtung Israel übertraten, eröffneten mit ihrer kaltblütigen Metzelei das Feuer. Ihre Kernmotive liegen im islamischen Antisemitismus, in der Djihad-Doktrin und in dem (selbst-)mörderischen Aufopfern für den sogenannten "palästinensischen Befreiungskampf".

Islamischer Antisemitismus: Jüdische Souveränität als Kränkung der Dhimmitude

In den kanonischen Quellen sowie Herrschaftsgebieten des Islam wurden und werden Juden allerhöchstens als erniedrigte Wesen, sogenannte Dhimmis geduldet. Sie sind gezwungen, einen Tribut an die muslimischen Führer zu verrichten, Sonderkleidung zu tragen und unterliegen einem Verteidigungsverbot. Die Orthopraxie des Islam ist geprägt von einem muslimischen Überlegenheitsgefühl gegenüber Andersgläubigen im Allgemeinen und Ungläubigen im Speziellen. Auf Nicht-Glauben oder Apostasie folgt die Todesstrafe. Monotheisten erfahren partielle Toleranz, solange sie sich der muslimischen Obrigkeit entsprechend devot verhalten. Jüdisches Überleben in islamischen Ländern war somit immer der Willkür muslimischer Herrscher unterworfen. In der Ausdehnungsphase des Islam empfand der Prophet Mohammed Juden schlechterdings als religiöse Konkurrenz, ließ Konvertierungsunwillige töten und befahl zum Beispiel das Massaker im Jahr 628 unserer Zeitrechnung in der Oase Khaybar an einem gesamten jüdischen Stamm.3 Heute ertönt auf Hamas-Solidaritätsdemonstrationen der Sprechchor: "Khaybar, Khaybar Ya Yahuud, Jaisyu Muhammad Saufa Ya'uud!", was bedeutet: "Khaybar Khaybar, oh Juden, die Armee Muhammads wird zurückkehren."

Dem archaischen islamischen Judenhass trat im 19. und 20. Jahrhundert der moderne Antisemitismus hinzu. Die Durchsetzung des Kapitalismus, wirtschaftliche Krisen und das Hineinbrechen der Moderne stärkten den Bedarf nach simplen Welterklärungen. Der moderne Antisemitismus reduziert Komplexität und fußt auf Verschwörungsmythen: Juden seien für Kommunismus und Imperialismus gleichzeitig verantwortlich. Sie würden die "Strippen" in der Politik ziehen und Medien kontrollieren. Dem Antisemiten erscheint "nicht nur alles Jüdische als Böse, sondern zugleich alles Böse als jüdisch."

Da Juden als "überwertig" identifiziert wurden, müsse von ihnen "die Erde gereinigt werden."4 Zur "Endlösung der Judenfrage" gingen die Nationalsozialisten in Deutschland eine unheilvolle Allianz mit muslimischen Kräften ein. Die Rolle des Großmuftis von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini ist in diesem Zusammenhang außerordentlich zentral. 1929 wurden die Juden von Hebron im damaligen Mandatsgebiets Palästina Opfer eines grausamen Pogroms, das ihre Existenz als religiöse Minderheit in der überwiegend muslimischen Stadt in Judäa beendete. Amin al-Husseini verbreitete das Gerücht, Juden würden eine Übernahme der Al-Aqsa-Moschee planen. Al-Husseini heizte die Meute folgenschwer auf. Dieses grausame Ereignis zeigte die Anschlussfähigkeit der arabisch-muslimischen Palästinenser für Vernichtungsantisemitismus. So war es Amin al-Husseini, der später handfeste Kooperationen mit Hitler einging und für die nachhaltige Synthese des islamisch-traditionellen mit dem europäisch-modernen Antisemitismus im Nahen Osten sorgte. Al-Husseini ist der Stichwortgeber der antisemitisch angetriebenen palästinensischen Nationalbewegung. Yassir Arafat, Enkelkind und Schüler von Amin al-Husseini, setzte das Erbe des Muftis mit der Führung der Palästinensischen Befreiungsbewegung (PLO) fort. Israelis erinnert das Blutbad vom 7. Oktober 2023 an das Massaker von Hebron. Die Terroristen führten ihren Überfall unter dem Namen "Al-Aqsa-Flut" durch.

"Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod!"

Ein weiterer Motor des Terrors radikalislamischer Palästinenser liegt in der Djihad-Doktrin. Das Leben im Diesseits ist eine Prüfung für das Jenseits. Daher sind Muslime aufgefordert, den großen Djihad gegen eigene Versuchungen und den kleinen Djihad zur kämpferischen Ausdehnung der islamischen Dominanz zu führen. Belohnt werden beide: Sozial durch die Anerkennung der Community als "rechtschaffender, sittsamer Muslim". Finanziell durch die Auszahlung von lukrativen "Märtyrerrenten" an Hinterbliebene von verstorbenen Terroristen. So schuf die Hamas im Gaza-Streifen eine regelrechte Kulturindustrie des Todes. Schulbücher, Spielzeug, Kinderserien, früher Kontakt mit Waffen und Munition, Theateraufführungen und die Instrumentalisierung von Kindern auf Hamas-Paraden führen zu einer Indoktrination von Heranwachsenden mit der Sehnsucht, als Märtyrer für die "palästinensischen Sache" zu sterben. Diese Geringschätzung des Individuums drückt sich in keinem Leitspruch deutlicher aus als dem der seelenverwandten Al-Qaida: "Ihr liebt das Leben. Wir lieben den Tod."

Antisemitismus sagt nichts über Juden, aber alles über Antisemiten

Jüdische Souveränität in Form des Staates Israels erschüttert die judenfeindliche Dhimmitude des Islam. Zusätzlich ist Israel der Sündenbock für eigene Fehlleistungen, Wünsche oder Unzulänglichkeiten. Die psychologische Attraktivität des Antisemitismus liegt in der "pathischen Projektion": Das, was man selbst begehrt oder einem untersagt bleibt, kreidet man den Juden an und muss dort ausradiert werden. Der Horror vom 7. Oktober demonstrierte dies spiegelbildlich: Die Terroristen verpönen Rausch und Hedonismus, weshalb wehrlose Gäste eines Musikfestivals sterben mussten. Sie tabuisieren Sexualität und vergewaltigen nicht trotzdem, sondern deswegen ihre Opfer noch bei leblosem Leib. Sie rufen "Kindermörder Israel" und verbrennen Babys in den Händen ihrer Mütter. Sie werfen dem israelischen Militär einen "Genozid" vor, aber verüben diesen eigenhändig am jüdischen Volk. Sie sagen "Juden kontrollieren die Medien", aber verbreiten Fake News am laufenden Band. Sie nennen Israel "Apartheidsstaat" und fordern eine Welt ohne Juden. Den Terroristen ist es gleichgültig, ob ihre widerliche Menschenjagd jüdische, muslimische oder christliche Israelis trifft. Ihnen ist es egal, ob die Opfer Anhänger Netanjahus oder Kritiker der Siedlungspolitik sind. Der Antisemit sieht seine Feindbilder ausschließlich durch die Augen seiner Projektionsleistung.

Palästinensisches Elend ist hausgemacht

Die humanitäre Notlage sowie das Ausmergeln der Einwohner Gazas für einen antijüdischen Krieg sind Ergebnisse ihrer politischen Repräsentanz und der Pflege des palästinensischen Opfermythos. Die arabische Seite lehnte von Beginn an den Vorschlag zur Schaffung zweier Staaten ab, griff Israel an und sorgte damit maßgeblich für die Auswanderung von mehreren Hunderttausend arabischen Palästinensern. Das lediglich für palästinensische Flüchtlinge geschaffene Hilfswerk UNRWA lässt den palästinensischen Flüchtlingsstatus seitdem vererben. Dadurch werden perspektivlose Generationen geschaffen, die arabische Anrainerstaaten ausnutzen, um sie als politische Manövriermasse gegen Israel in der Rückhand zu halten. Denn: Die Rückkehr aller palästinensischen Flüchtlinge würde das Ende des jüdischen Staates bedeuten.5

Seit 2007 stellt die Hamas die offiziell gewählte Regierung im Gaza-Streifen. 2005 zog die israelische Besatzung aus dem Gaza-Streifen ab. Seither ist Gaza "judenrein". Ein Ziel, das mit "from the river to the sea – palestine will be free" für Gesamt-Israel verfolgt wird. Die Hoffnung "Land gegen Frieden" entpuppte sich als Trugschluss. Statt einem friedlichen Nebeneinander intensivierten sich die Terroranschläge nach 2005 auf Israel und die Hamas konnte ihre Macht im Gaza-Streifen stabilisieren. Milliarden Dollar an Entwicklungshilfe, wovon ein Großteil aus Deutschland stammt, veruntreuen die Hamas. Gemessen an der Höhe der erhaltenen Gelder müsste Gaza ein reiches Eldorado am Mittelmeer sein.

Tote Zivilisten auf dem Konto der Hamas

Subventionen erreichen nicht die Bevölkerung Gazas, sondern fließen über Umwege in die Ausweitung des Terrorarsenals. Und hier geht die Hamas besonders abstoßend vor. Munitionslager, Waffenschmieden, Sprengstofflabore, Kommandozentralen und Raketenabschussrampen platzieren die Terroristen absichtlich in zivilen Einrichtungen wie Kliniken, Schulen, Kindergärten, Wohnhäusern und Moscheen. Die Einwohner Gazas werden als menschliche Schutzschilde missbraucht. Mit der Zeit haben die Terroristen ein umfassendes und ausgeklügeltes Tunnelsystem unter der Oberfläche Gazas erbaut, was ihnen die Operation unbemerkt vom israelischen Radar ermöglicht. Jene Instrumentalisierung der zivilen Infrastruktur nötigt die israelische Armee zu der aktuellen Kriegsstrategie. Israelische Militärschläge treffen auf den ersten Blick harmlos wirkende Ziele, die sich jedoch vorher dem Geheimdienst als Terrorzentren enttarnten.

Die Bodenoffensive ist notwendig, um die Hamas überhaupt in ihrem Tunnellabyrinth zu erwischen. Und selbst dabei geht die Israel Defence Force ausgesprochen überlegt und human vor. Israel wirft Aufklärungsflyer vor Bombardierungen ab, gab mehr als eine Woche Zeit zur Evakuierung des Gaza-Streifens, kontrolliert die Versorgung der Zivilisten und bewacht den Fluchtkorridor in den Süden Gazas. Dennoch lässt sich der Tod von Zivilisten nicht vermeiden und die Aufnahmen menschlichen Leidens erschüttern. Die erzeugten Bilder sind explizit Hamas-Intention, um das Narrativ der "bösen" Israelis gegen den "unschuldigen" Palästinenser zu generieren. Im Lichte dieser Propaganda legitimiert sich die Hamas als "Widerstandsbewegung" oder "Befreiungsorganisation". Hier trifft Karl Kraus' Wendung des autoritären Charakters als "verfolgende Unschuld".6

Terror aus der Mitte der Gesellschaft

Neben dem Missbrauch der Zivilisten für den Terror muss auch die Mittäterschaft von Zivilisten am Terror thematisiert werden. Wie oben bereits erwähnt, beteiligten sich auch Teile der gewöhnlichen Bevölkerung Gazas am antisemitischen Massaker des 7. Oktobers. Die Hamas verkündete über Lautsprecher in den Städten den Durchbruch des israelischen Kontrollzauns zu Gaza und rief die Palästinenser zum Eindringen nach Israel mit dem Ziel des Judenmordens auf. Hunderte Zivilisten kamen diesem Aufruf nach oder empfingen die zurückgekehrten Terroristen samt "erbeuteter" Geiseln unter Jubel. Videoaufzeichnungen bezeugen die Mitwirkung von Einwohnern Gazas an Folterungen der Entführten.

Der 7. Oktober passierte in keinem Vakuum. Die Hamas hat nach aktuellen Schätzungen mindestens 30.000 aktive Mitglieder in Gaza. Hinzu kommt die von der Personenstärke deutlich kleinere Terrororganisation Islamischer Djihad in Palästina mit mindestens 1.000 aktiven Mitgliedern. Der Islamische Djihad verfügt allerdings gemessen an den Anhängern über mehr Waffen als die Hamas. Im Gaza-Streifen leben rund 2 Millionen Menschen. Die palästinensische Gesellschaft ist enorm kollektivistisch, streng islamisch, reaktionär und patriarchal geprägt. Gehorsamkeit gegenüber der politischen Führung spielt eine große Rolle. Autoritäten werden nicht infrage gestellt. Die Idee des freien, unabhängigen, einzelnen Zivilbürgers hat keine Verbreitung.

Antisemitismus gehört zur DNA der radikalislamischen Terrororganisationen und auch der Antisemitismus, beziehungsweise die Terrorunterstützung, erfährt unter den Palästinensern äußerste Beliebtheit. Neueste Studien zeigen: 98 Prozent gaben an, dass sie das Blutbad vom 7. Oktober "stolzer gemacht hat" und äußern, den Krieg Israels gegen die Hamas "niemals vergeben noch vergessen" zu können. Über 75 Prozent der palästinensischen Bevölkerung bewerten die Hamas und den Islamischen Djihad als positive politische Akteure des aktuellen Gaza-Krieges. Vor dem Hintergrund dieser Zustimmungen sind für sich genommen die reinen Mitgliederzahlen der Terrororganisationen nicht ausschlaggebend. Hamas und Islamischer Djihad sind im Gaza-Streifen keine "fremden Besatzer", sondern werden durch die Mitte der Gesellschaft getragen. Außerdem: Zu den aktiven Mitgliedern von Hamas und Islamischer Djihad müssen Anhänger, Sympathisanten, Großfamilien, Clans, Mitwisser aus zivilen Institutionen, parteiische Journalisten, befangene Entwicklungshelfer, Bauarbeiter der Terrortunnel, IT-Spezialisten und Sprengstoff-Chemiker mitgezählt werden. Rasch erhöht sich das Umfeld der Terroristen zahlenmäßig in Relation zu den 2 Millionen Einwohnern.

Propaganda made in Pallywood

In der Einordnung der hohen palästinensischen Opferzahlen ist nicht nur die Breite der Parteigänger von Hamas und Islamischer Djihad mit einzubeziehen. Auch sind alle Meldungen aus dem Gaza-Streifen auf ihre Quellen zu prüfen. Die Verstorbenen-Angaben von aktuell über 14.000 Toten entstammen direkt der Gesundheitsbehörde Gazas. Diese ist unmittelbar der Hamas unterstellt. In den Zahlen findet keine Differenzierung zwischen Zivilisten und Terroristen statt. Ebenfalls ergaben Untersuchungen, dass Getötete aus vorherigen Gaza-Kriegen sich wiederholt auf der aktuellen Tötungsliste befinden.

Ein Paradebeispiel der Naivität vieler Berichterstattungen liefert die Hamas-Zahlenmanipulation am Beispiel des Raketenabsturzes auf das Al-Ahli-Spital: Wenige Stunden nach der Explosion verbreitete Gazas Gesundheitsbehörde, 471 palästinensischen Zivilisten seien durch einen israelischen Raketeneinschlag auf die Klinik gestorben. Internationalen Geheimdienstquellen zufolge ließ sich die Presse hier von einer Propagandalüge der Hamas täuschen. Statt des Klinikzentrums traf die Explosion den Parkplatz. Statt 471 sind zehn bis fünfzig Menschen gestorben. Statt des israelischen Militärschlages handelte es sich um eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Djihad. Die Hamas verfolgt ein Interesse an hohen zivilen Opferzahlen. Jeder tatsächliche oder behauptete getötete Zivilist mehr bedeutet digitale Munition für den Informationskrieg gegen Israel.

Free Gaza from Hamas

Lupenreine Konformität wird es auch unter der Hamas-Tyrannei nicht geben. Palästinenser, die sich mehr vom Leben erhoffen als die Unterwerfung für den antijüdischen Djihad, arbeiten, studieren oder migrieren gar nach Israel. Israel ist der einzige Ort im Nahen Osten, wo LGBTQ-Palästinenser Schutz vor Verfolgung und gleiche Rechte genießen. Andere suchen sich Schlupflöcher im Alltag, um die Sehnsucht nach einem unbeschwerten Leben zum Ausdruck zu bringen, wie hier ein Tanzvideo von Jugendlichen in Gaza vor drei Monaten beweist. Selten, aber nicht unüblich, sind Proteste von Palästinensern gegen die Hamas im Gaza-Streifen. Erst Ende November kam es zu Unmutsbekundungen im Süden Gazas. Demonstranten skandierten unter weißer Friedens- beziehungsweise Kapitulationsfahne Parolen gegen die islamistische Führung. Ihr Konsens lautet: Die größte Bedrohung für die Sicherheit der Bewohner im Gaza-Streifen ist die Hamas.

Die Verelendung des Gaza-Streifens und die korrupte Nötigung des Einzelnen für den Krieg gegen Israel liegen im Charakter der Hamas begründet. Ihre islamistische Ideologie ist jenseitsbezogen und sieht für die diesseitige Existenz keine lebenswerte Perspektive vor. Das Kollektiv bedeutet alles, das Individuum nichts. Die Palästinenser sind qua Identität verdammt zur Hingabe an den antisemitischen Terror. Der Djihad gehe von Palästina aus und solle die ganze Welt erobern. Der Suizid oder die Neutralisierung durch die israelische Armee wird dabei frohlockend antizipiert.

Zivilisation vs. Barbarei

Jeder Aufruf zur Mäßigung, jede Einladung zum Dialog, jeder Appell an die Menschlichkeit stößt bei Terroristen auf taube Ohren oder wird ausgenutzt, um die eigene Stärke zu demonstrieren. So kam, was kommen musste: Die Hamas brach einseitig die Feuerpause. 15 Minuten nach Einsetzen der Waffenruhe feuerte die Hamas eine "letzte" Rakete auf Israel ab. Israel erhielt 100 Geiseln im Austausch für über 200 palästinensische Terroristen. Die Hamas ließ nicht alle vereinbarten weiblichen Geiseln frei. Noch die letzten Minuten des Menschenraubes instrumentalisierte die Hamas für ihre propagandistischen Zwecke. Die Verschleppten wurden gezwungen, beim Abschied ihren Kidnappern lächelnd zu winken. Jetzt präsentiert sich die Hamas in den Sozialen Medien als ein ehrlicher Makler mit menschlichem Antlitz. Gleichzeitig wurden die Terroristen in den palästinensischen Gebieten triumphierend unter Hamas-Fahnen und mit "Allahu Akbar"-Rufen empfangen. Am 30. November verübte die Hamas einen Terroranschlag mit drei Toten in Jerusalem. Kurz vor Auslaufen der Waffenruhe schoss sie am Morgen des 1. Dezember Raketen auf den Süden Israels und griff israelische Soldaten im Gaza-Streifen an.

Israel befindet sich im Krieg gegen einen unberechenbaren, asymmetrischen Gegner. Die Hamas will Barbarei und Auslöschung. Israel will Zivilisation und muss überleben. Zieht Israel sich selbstkritisch zurück (wie beim Abzug aus dem Gaza-Streifen 2005), kommt es seinen Feinden entgegen (Abraham-Abkommen) oder verwirft die Demokratie sich innenpolitisch (Justizreform), so wird der jüdische Staat als fragil empfunden und angegriffen. Vieles zeigt: Der sogenannte Nahostkonflikt ist weniger ein Konflikt um Territorien, sondern vielmehr ein Konflikt zwischen Antisemitismus und jüdischer Existenz.

Für die Zukunft ist Israel und den Palästinensern ein erfolgreicher Ausgang der israelischen Verteidigung zu wünschen. Erst wenn alle Geiseln zurückgekehrt sind, kann die Bewältigung des Traumas vom 7. Oktober 2023 beginnen. Nur die vollständige Kapitulation der Hamas erhöht Israels Chance auf Frieden und gibt den Palästinensern die Option zur Etablierung einer demokratischen Zivilgesellschaft. Ein Systemwechsel in Gaza und jahrzehntelange Re-Education sind dafür unumgänglich.

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1 Eine Anlehnung an den Dokumentarfilm "Warum Israel" des französischen jüdischen Regisseurs Claude Lanzmann aus dem Jahr 1973.

2 HERZL, Theodor. Der Judenstaat. Jüdischer Verlag, 1934.

3 OURGHI, Abdel-Hakim. Die Juden im Koran: ein Zerrbild mit fatalen Folgen. Claudius Verlag, 2023.

4 HORKHEIMER, Max; ADORNO, Theodor W. Elemente des Antisemitismus. Dialektik der Aufklärung, 1997, S. 192-234.

5 Weiterführendes: FEUERHERDT, Alex; MARKL, Florian. Vereinte Nationen gegen Israel: wie die UNO den jüdischen Staat delegitimiert. Hentrich & Hentrich Verlag, 2018.

6 DJASSEMY, Irina. Die verfolgende Unschuld: zur Geschichte des autoritären Charakters in der Darstellung von Karl Kraus. Böhlau Verlag Wien, 2011.